Hochschule der bildenden Künste Essen

StartseiteStartseite
Meine Liste1
Meine Liste
KontoKonto BibliotheksinfoBibliotheksinformationen Hilfe

Hochschule der bildenden Künste Essen

Joch, Peter / Lagler, Annette

Wings of Art - Motiv Flugzeug

Kunsthalle Darmstadt - Ludwig Forum Aachen

- 111 S. - Exemplar-Nr. 1
Als Symbol – und Fetisch – technischer Machbarkeit durchlebte das Flugzeug eine ebenso wechselvolle wie paradoxe Geschichte. Auf der einen Seite wurde es stets mythologisiert, erschien als Verwirklichung uralter menschlicher Sehnsüchte. Genauso konnte es als Anlaß gesehen werden, Mythen im zeitgenössischen Sinne neu zu deuten, schien beispielsweise geeignet, die sattsam bekannte moralisierende Saga vom Sturz des Ikarus mit jedem gelungenen Flug realiter zu relativieren. Trotz allen notwendigen Kalküls blieb dem „magischen“ Gerät die Wertaura eines einzigartigen Geniestreichs des Menschen durchaus erhalten. In diesem Sinne erscheint in nahezu jeder Publikation zur Geschichte der Luftfahrt das „Universalgenie“ Leonardo da Vinci als eigentlicher Vater des Flugzeugs. Die immer wieder zitierte Entwicklung des Individuums während der Renaissance geht bei diesem Rückblick auf die Geschichte der Technik so mit der Beherrschung der Sphären einher, die stets als Hort der Träume, der Götter und der Sehnsüchte galt. Das Flugzeug wird im Rahmen einer solchen Geschichtsauffassung einerseits zu einer Verwirklichung von Mythos, andererseits zu einem einzigartigen Instrument der Aufklärung, das die Himmel erfolgreich entzaubert. Das Flugzeug symbolisiert in diesem Sinne die Vernunft und deren Macht, die natürlich am unmißverständlichsten beim Einsatz von Flugzeugen als Kriegswaffen zu Tage tritt. Dieser vielschichtigen Rolle der einzigartigen Erfindung steht jede Form von zeitgenössischer Alltagserfahrung mit dem Thema Fliegen entgegen. Das Linienflugzeug tritt als das standardisierte Verkehrsmittel überhaupt auf. Unterschiede zwischen Bautypen oder nationaler Zugehörigkeit scheinen spätestens mit dem Eintritt in die genormte Kabine verwischt. In der mild beleuchteten Druckkabine wird fast jede sinnliche Erfahrung von Flug erfolgreich neutralisiert. Die Maschinen scheinen meist bewegungslos in der Luft zu verharren. Das Flugzeug erzeugt so eine merkwürdige Paradoxie zwischen Mythos und standardisierter Alltäglichkeit. Genau zwischen diesen Polen bewegen sich die Künstler von „Wings of Art“, die den Symbolgehalt des Manifests technischer Vernunft ausloten oder ihn mit neuen Bedeutungen überziehen.


Verlag
Darmstadt: Justus-von-Liebig-Verlag, Inh. Thomas Reinheimer, 2003
Einordnung
Kunstwissenschaft (B.F.A.)
Buch
Signatur
Mediennummer:
10003503

(C) 2024 paidosoft Bibliothekssysteme
Datenschutzerklärung
Impressum

Letztes Update: 26.06.2024, 16:39 Uhr